Empfehlungen

Lieblingsbücher oder « Die Ordnung der Dinge » (M. Foucault)

Jeder Mensch braucht Lieblingsbücher! Einige begleiten uns ein Stück des Weges, andere ein Leben lang. Hier stellen unsere Kundinnen und wir einige vor.

Cardabela & Freund*innen stellen vor

Fabrice Humbert: Der Ursprung der GewaltHumberts Roman thematisiert ein weiteres, ein neues Mal die traumatisierende Erfahrung der Shoah. Im Rahmen eines Schulausfluges besucht ein Lehrer, der Ich-Erzähler, das KZ Buchenwald. Erscheint der Aufenthalt dort zunächst Teil einer mittlerweile globalen ‚Erziehung nach Auschwitz‘ zu sein, so zeigt sich im Fortgang um so radikaler, dass die Erschütterung hier Generationen übergreifend ist. Der dem Pädagogen scheinbar so vertraute Familienkontext erweist sich als Konstrukt, die Herkunft des Protagonisten führt auf andere, ihm unbekannte und fremde Vorfahren. Der Antagonismus zweier Familien erweist sich als Ursprung einer Gewalt, die sich als Erbe eines Menschen erweist, der von sich sagt, dass sie ihn nie verlassen hat. Ihm und dem Buch gelingt diese Erklärung.

Fabrice Humbert, Der Ursprung der Gewalt. Roman. Aus dem Franz. von Claudia Marquadt, Zürich (Elster) 2022, 24,– €.

Markus Orths: Picknick im DunkelnAls ich das erstemal von Orths neuem Buch hörte, war ich skeptisch. Was sollte man sich von einer phantasierten Begegnung zwischen dem Philosophen und Kirchenlehrer Thomas von Aquin und dem Komiker Stan Laurel erwarten? Aber dieser Dialog im unwirklichen Raum eines Systems von dunklen Röhren überzeugte als eine intelligent dargestellte Begegnung von einem Denker der absoluten, ernsten Wahrheit und einem Vertreter unübertroffener komischer Blödigkeit. Beide hatten sich und dem Leser viel mitzuteilen. Dies gilt zumal in den Zeiten des Covid-Schocks.
Aquin aus einer Zeit stammend, in der der Tod allpräsent war, ist überrascht mit Laurel einen Menschen zu treffen, der auf ein langes Leben eingestellt, ja gleichsam geimpft ist und dem der Tod kaum mehr vorstellbar ist. Der Dialog dieser sich widersprechenden Lebens- oder eben Todeserfahrungen vermag aufzuzeigen, wie der Schockstarre zu entgehen ist. Ohne das philosophische Nachdenken und das offene Lachen über die eigene Wichtigkeit wären wir verloren. Mit ihnen können wir uns auch in Zeiten der Kontaktsperregesetze noch zu einem Picknick treffen.

Literaturtipp von Thomas Schröder (Cardabela Buchladen):
Markus Orths: Picknick im Dunkeln. Roman, München (Hanser) 2020, 22,– €.

Cardabela-Kinder stellen vor

Cover Das Zebra unterm BettMoritz Verlag , 69 S., ab 5 J., 9,95 Euro

Hanna ist mit ihren beiden Vätern umgezogen. Alles ist neu. Am aller neuesten aber ist, dass unter ihrem Bett ein Zebra liegt. Bräuninger heißt das kluge Tier, das Schokocreme mag, Hustensaft trinkt und Zähne putzt.

Bräuninger geht mit Hanna zur Schule, kann prima Geschichten erzählen, rechnen und verflixt gut turnen. Aber nichts bleibt so einfach wie es morgens angefangen hat. Also braucht Hanna auch noch andere neue Freunde.

Ein herrliches Buch mit viel frechem und feinem Witz, das wunderbar warmherzig von Freundschaft und Miteinander erzählt, von homosensationellen Vätern, Kinderalltag und Kindernöten.

Zum Selber lesen ab 8 Jahren, zum Vorlesen ab 5-6 Jahren.

Cover Facing the LionPeter Hammer Verlag, 131 Seiten, 12,00 Euro

Unser Sohn Matteo braucht für seinen Schulweg ungefähr 12 Minuten. Er geht über eine Straße und läuft dann immer geradeaus. Schon ist er da.

Wie gehen Kinder eigentlich in anderen Ländern zur Schule? Hier beginnt die Geschichte von Lekuton, einem jungen Nomandenkind aus dem Norden Kenias. Sein Schulweg dauert ca. vier Stunden. Er muss dabei an gefährlichen Elefantenherden vorbei, Spurenlesen um Löwenfamilien auszuweichen und hoffen, dass die einzige Wasserstelle auf dem Weg nicht ausgetrocknet ist.

Was haben meine Kinder und ich gestaunt als wir diese Geschichte gelesen haben!! Joseph Lemasolai Lekuton, der jetzt als erwachsener Mann in den USA lebt, erzählt uns von seinem Leben, dem Rinderhüten bei extremer Hitze, der Geschichte vom kneifenden Mann, einem großen Fußballturnier – und davon was es heißt ein Masai zu sein. Ein wunder-, wunderbares Buch – spannend erzählt, anrührend und voller Abenteuer.

Zum Selberlesen ab 11 Jahren aber auch sehr gut geeignet zum Vorlesen ab 6 Jahren.